Auf Heines Spuren durch den Düsseldorfer Hofgarten – Tipps Teil 3/3

Heinrich-Heine-Denkmäler waren in Düsseldorf erst nach dem Zweiten Weltkrieg möglich. Die Anlage auf dem Napoleonsberg war eine Zwischenlösung. Foto: SP

Im letzten Teil Ihrer virtuellen Heinrich-Heine-Tour gehen Sie zur Altstadt zurück und flanieren Richtung Ehrenhof und Hofgarten. Der Spaziergang lohnt sich nicht nur aufgrund der ansprechenden Parkanlagen des Düsseldorfer Hofgartens, sondern auch wegen der zahlreichen Kunstdenkmäler, die den Weg säumen. Unter diesen sind auch Denkmäler für Heinrich Heine, welche Zeugnis ablegen von den großen Schwierigkeiten einer offiziellen Heine-Ehrung in Düsseldorf.

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde unter Protektion der Kaiserin »Sisi« ein Loreley-Brunnen für Heinrich Heine geplant. Die Realisierung scheiterte aus politischen Gründen. Erst in der Weimarer Republik schien die Zeit für eine Wiederaufnahme der Denkmalspläne reif. Doch die nationalsozialistische Machtübernahme durchkreuzte diese. Erst in der Nachkriegszeit konnte Düsseldorf seinem großen Sohn ein Denkmal setzen, wenn es auch nur zu einer Notlösung reichte.

Wie es mir im Alter gehen wird? Ehrlich gesagt, ich wage nicht daran zu denken! Ich werde wahrscheinlich die Zahl jener edelsten und größten Männer Deutschlands vermehren, die mit gebrochenem Herzen und zerrissenem Rock ins Grab steigen. In Düsseldorf wird mir dann wohl ein Monument gesetzt werden.

Heinrich Heine an seinen Bruder Maximilian am 29. August 1837

1. »Sisi« und das erste Heinrich-Heine-Denkmal

Es war keine geringere als die Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn, besser bekannt als »Sisi«, welche 1887 die Anregung für das erste Heine-Denkmal in Düsseldorf gab und dieses auch finanziell unterstützte. Der Stadtrat stimmte mit knapper Mehrheit für das Projekt und setzte sich damit enormer politischer Angriffe in der Presse aus. Die Heine-Gegner verunglimpften das Denkmalvorhaben als »Schandsäule« und hetzten gegen den »frechen Juden« Heine, gegen den Franzosenfreund und Vaterlandsverräter.

Das Düsseldorfer Denkmalkomitee versuchte die politischen Aspekte aus Heines Werk auszuklammern. In der Wahl eines betont harmlosen Loreley-Brunnens beschränkte es sich den berühmten Liederdichter, während die Kaiserin selbst und der von ihr beauftragte Bildhauer Ernst Herter eine sitzende Heine-Figur bevorzugten. Es entstand der erste große Streit um ein Heine-Denkmal in der deutschen Geschichte. Das Veto des deutschen Kaisers und der erzwungene Rückzug der österreichischen Kaiserin brachten das ganze Projekt jedoch schon Ende 1888 zu Fall.

In den nächsten Jahren reorganisierte sich das Denkmalkomitee, scheiterte aber endgültig 1893, als der Stadtrat die Inanspruchnahme des Platzes auf der Landskrone im Hofgarten (hinter der Oper) ablehnte. Im Vorjahr war hier bereits das Gefallenendenkmal von Carl Hilgers errichtet worden! Der vorgesehene Loreley-Brunnen aus weißem Laaser Marmor gelangte schließlich 1899 in die New Yorker Bronx, wo er von deutschen Einwanderern finanziert wurde.

Der Brunnen hätte auf der Landskrone errichtet werden sollen:

Gefallenendenkmal Carl Hilgers 1892 in Düsseldorf

2. Das zweite Heinrich-Heine-Denkmal von Georg Kolbe

Die Heinrich-Heine-Figur »Aufbruch« von Georg Kolbe war Sieger des Düsseldorfer Denkmalwettbewerbs am Ende der Weimarer Republik und zeigt eine allegorische Jünglingsfigur. Sie soll als Gleichnis für den aufstrebenden Lyriker und politisch engagierten Schriftsteller der Reisebilder dienen. Durch den Wechsel der politischen Machtverhältnisse 1933 konnte die Figur nicht mehr als Heine-Denkmal aufgestellt werden und wurde unter dem Pseudonym »Aufsteigender Jüngling« im Düsseldorfer Kunstmuseum untergebracht.

Im März 1949 wurde die Skulptur im Ehrenhof platziert und dabei ausdrücklich nur als Kunstwerk aufgestellt. Ein direkter Bezug auf Heine wurde explizit vermieden, da Kolbe mit seinem Werk der nationalsozialistischen Kunst nahegestanden hatte. Mittlerweile sind solche Rücksichten längst dem kulturellen Vergessen anheimgefallen und die ursprünglich geplante Versalien-Inschrift »Heinrich Heine gewidmet« prangt seit 2002 vorn auf dem Sockel.

Das zweite Heinrich-Heine-Denkmal von Düsseldorf befindet sich dem NRW-Forum gegenüber und ist Teil der Ehrenhofanlage:

Heine-Denkmal von Georg Kolbe

3. Das dritte Heinrich-Heine-Denkmal auf dem Napoleonsberg

1953 entstand auf dem Napoleonsberg im Hofgarten eine Denkmalsanlage für Heine, deren Hauptattraktion ein unvollendeter Frauenakt des französischen Bildhauers Aristide Maillol bildete. Ivo Beucker ergänzte die Anlage durch ein Medaillon nach dem zeitgnössischen Heine-Bildnis aus der Pariser Werkstatt von David d‘Angers. Die Anlage wurde der deutsch-französischen Freundschaft gewidmet und bildete den wohlwollenden Versuch eines Heine-Denkmals in der Nachkriegszeit. Gleichwohl blieb es eine Notlösung, die mehr als Spiegel ihrer Entstehungszeit gelten kann und keinesfalls die Aufgabe erfüllt, Heine als Menschen und Dichter näherzubringen.

Die unglückliche Platzierung der Denkmalanlage an einem Seitenaufgang des Napoleonsberges machte das Werk nahezu unsichtbar und so geriet die Gedenkstätte im Schatten der Bäume und Sträucher alsbald in Vergessenheit. Der Gewittersturm »Ela« befreite die Frauenfigur »Harmonie« im Juni 2014 aus ihrem Dornröschenschlaf. Die Grünanlage auf dem Napoleonsberg wurde daraufhin neu hergerichtet – zuletzt noch einmal im Mai 2018 – und hat der Anlage zu mehr Präsenz verholfen.

Hier geht es zum Frauenakt für Heine auf dem Napoleonsberg:

4. Mein Buchtipp: Düsseldorfer Heine-Denkmäler

Ich hoffe, die virtuelle Heinrich-Heine-Tour hat Ihnen gefallen. Unter Veranstaltungen finden Sie die Termine für die Live-Touren durch Düsseldorf. Ich freue mich auf Sie!

Und wenn Sie über die hier vorgestellten Heinrich-Heine-Denkmäler mehr wissen möchten, lege ich Ihnen mein Buch „Auseinandersetzung und Provokation“ ans Herz, in dem Sie viele interessante Hintergründe erfahren. Holen Sie sich das Buch für nur 9,90 Euro.

Simone Pohlandt: Buch über die Heinrich-Heine-Denkmäler von Bert Gerresheim

Heinrich Heine war in Düsseldorf zuhause.

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