Heines Biografie erscheint 2023 als Graphic Novel: Heinrich-Heine-Institut zeigt Vorarbeiten
Das Sim Quartett spielte „halbdichten Swing“ in den Ausstellungsräumen des Heinrich-Heine-Instituts. Foto: SP
Am 26. November 2022 eröffnete das Heinrich-Heine-Institut die Ausstellung „Heinrich Heine – Lebensfahrt. Eine Graphic Novel zum 225. Geburtstag“ und zeigt grafische Vorarbeiten zu einer ganz besonderen Heinrich-Heine-Biographie, die im kommenden Frühjahr erscheinen wird.
1. Osnabrücker Künstlerpaar erzählt und illustriert Heines Leben
Das entstehende Graphic Novel über Heinrich Heines Biografie bringt großformatige Zeichnungen und Malereien in Buchform. Es ist eine gemeinsame Arbeit des Künstlerpaares Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer aus Osnabrück und wurde vom Kurator des Heinrich-Heine-Instituts, Jan von Holtum, angestiftet.
Graphic Novel ist ein zeichnerisches Geschichten-Erzählen und richtet sich zumeist an erwachsene Leser. Es ist eine Roman in Comic-hafter Erzählform, der jedoch mit Mickey Maus keinerlei Ähnlichkeiten hat. Im Falle Heines gleicht es sogar eher einer modernen Buchillustration, die sich nicht allein auf das Illustrative beschränkt.
Das Künstlerpaar hat bereits sehr erfolgreich den Roman „Im Westen nichts Neues“ als Graphic Novel herausgebracht. Gaby von Borstel ist für Text und Konzeption und Diplom-Grafikdesigner Peter Eickmeyer für die Illustration zuständig. Erstere kümmert sich um biografische und literarische Details und die Anordnung der Heine-Texte. So hängt in der Ausstellung ein Banner mit Heines Wortkreationen wie „Erzfreund“ und „Millionarr“, die von Borstel herausgearbeitet hat. Eickmeyer setzt Heines Lebensstationen in Szene und verwebt Heines Werke zu grafischen Collagen.
2. Von der „Matratzengruft“ zu Don Quixotte
Das Buchcover der Graphic Novel zeigt Heinrich Heine mit dem Kranz des poetischen Dichters im oberen Teil und seine Wintermärchen-Reise mit der Postkutsche im unteren Teil.
Der künstlerische Zugriff auf Heinrich Heine ist sehr interessant. Er gleicht dem Arbeitsprozess des Düsseldorfer Bildhauers Bert Gerresheim zum Heinrich-Heine-Monument, mit dem ich mich intensiv beschäftigt habe.
Zum einen nehmen von Borstel und Eickmeyer die „Matratzengruft“ von Heinrich Heine zum erzählerischen Ausgangspunkt ihres Buches und rollen das Leben des Dichters vom Ende her aus. Zum anderen haben sie auch das Problem, dass es keine einheitliche Linie in den historischen Porträts von Heinrich Heine gibt und der Dichter auf jedem Bildnis anders wirkt. So bleibt ihnen nichts anderes übrig, als Heine in Variationen zu präsentieren, was natürlich im Rahmen von Graphic Novel viel einfacher ist, als in einem Heine-Denkmal.
Die ausgestellten Vorarbeiten sind an klassischen Werken der modernen Kunst geschult und zeigen Naturkulissen in der Art von Caspar David Friedrich oder erinnern an „Don Quixotte“ von Picasso. Auch der zweiteilige Dokumentarfilm „Heinrich Heine“ von Herbert Knopp aus dem Jahr 1977 fließt in die Zeichnungen ein, vor allem in die Szenen aus der Pariser „Matratzengruft“, in der Heine acht Jahre litt.
Eickmeyer greift jedoch nicht nur auf bekanntes Bildmaterial zurück, sondern erschafft eigene Bildwelten. Aus Heines literarischen Vorlagen der Fragment gebliebenen Memoiren lässt er Heines Familie und Verwandten auferstehen. Aus den genauen und liebenswürdigen Beschreibungen des Dichters zeichnet er Porträts von Menschen, von denen gar keine Porträts existieren, wie von Heines Onkel Simon van Geldern oder seinen Vater Samson Heine.
Auch die Altersbildnisse von Heines Mutter Betty oder seinem Verleger Julius Campe erschienen Eickmeyer wohl unbefriedigend und er verjüngt ihre Porträts zeichnerisch. Auf einem Ausstellungsmonitor wird das Alter einfach rückgängig gemacht, wie entsprechenden Programmen der künstlichen Intelligenz.
Die Ausstellungseröffnung war bestens besucht und wurde durch vier junge Musiker aus Osnabrück aufgelockert und schwungvoll begleitet. Das „Sim Quartett“ spielte anschließend in den Ausstellungsräumen und erhielt viel Zuspruch.
3. Ausblick / Link zum Buch
Erich Maria Remarques Klassiker erhielt in der Fachwelt große Aufmerksamkeit und schaffte es als Graphic Novel sogar in die Lehrpläne der Schulen. Bei der Qualität der gezeigten Arbeiten besteht am Erfolg der Heinrich-Heine-Graphic-Novel kein Zweifel und mehr Präsenz in den Schulen wäre Heine sehr zu wünschen!
Das Buch erschien im Frühjahr 2023. Erfahren Sie mehr im Splitter Verlag.
„Im Westen nichts Neues“ erschien 2014 als Graphic Novel: http://www.lust-auf-melle.de/227/100-jahre-erster-weltkrieg-im-westen-nichts-neues-als-graphic-novel/#more-227
Heinrich Heine war in Düsseldorf zuhause.
Erkunden Sie mit mir die Orte, die Heine inspirierten, und entdecken Sie die facettenreiche Persönlichkeit des Dichters. Mit Gesang, Schauspiel und fundiertem Wissen gestalte ich einzigartige Touren, die Ihnen intime Einblicke in Heinrich Heines Kindheit und Jugend geben. Aktuelle Termine und Tickets für öffentliche Führungen finden Sie hier.
Simone Pohlandt
Autorin und Gästeführerin auf Heines Spuren
Als leidenschaftliche Heine-Leserin schreibe ich über meinen Lieblingsdichter Heinrich Heine und tauche tief in sein faszinierendes Leben und Werk ein. Auf meinen Heinrich-Heine-Touren führe ich die Besucher Düsseldorfs auf den Spuren Heinrich Heines durch die Altstadt und entführe sie in die Welt dieses außergewöhnlichen Dichters. Begleiten Sie mich auf eine literarische Reise durch Düsseldorf und entdecken Sie gemeinsam mit mir inspirierende Orte und Geschichten, die mit Heinrich Heine verbunden sind.