Zwischen Altbier und Grillhähnchen: Heinrich Heines Geburtshaus auf der Bolkerstraße – Teil 1/2
Vom „Hühner-Hugo“ zur Loreley-Stube bis Kentucky Fried Chicken – Das Haus auf der Bolkerstraße 48 war kurzzeitig auch ein Heine-Ort. Foto: SP
Wer heute das Heine-Haus auf der Bolkerstraße 53 in Düsseldorf besichtigt, findet dort zwischen den Kneipen und Lokalen eine kleine Oase der Literatur. Seit den Feierlichkeiten im Heine-Schumann-Jahr 2006 beherbergt das Haus eine gut geführte Buchhandlung. Das war nicht immer so.
Jahrzehntelang befand sich Heines Geburtshaus in Privatbesitz und die Bemühungen der Stadt Düsseldorf, dort eine Gedenkstätte einzurichten, waren anfangs geprägt von vergeblichen Ankaufsversuchen und gutgemeinten Behelfen. Ein typisches Dichterhaus war die Geburtsstätte von Heinrich Heine nie.
Lesen Sie hier den ersten Teil meiner Reihe über längst vergessene, verschwundene und umgebaute Heine-Stätten in Düsseldorf. Der Artikel beleuchtet die wechselhafte Geschichte des Geburtshauses von Heinrich Heine.
1. Die Bäckerei Weidenhaupt in Heines Geburtshaus
1910 erwarb der Bäckermeister Willy Weidenhaupt das Geburtshaus von Heinrich Heine und brachte dort seinen Backbetrieb und einen Verkaufsraum unter. Über mehrere Jahrzehnte kauften die Düsseldorfer ihre Brötchen dort ein, wo Heines Vater zu Beginn des 19. Jahrhunderts sein Textilwarengeschäft betrieb. Weidenhaupt war zugleich Mitbegründer des Heimatvereins „Düsseldorfer Jonges“ und richtete aus eigener Initiative einen Gedenkraum für den Dichter im Hinterhaus ein. Dort sollen Heinrich Heine und seine Geschwister das Licht der Welt erblickt haben. Sicher überliefert ist das allerdings nicht.

2. „Düsseldorfer Jonges“ stiften eine Gedenktafel am Heine-Haus
Im Januar 1933 stifteten die „Jonges“ sogar die erste und einzige Gedenkplakette am Hinterhaus – leider zum unrechten Zeitpunkt. Die Plakette wurde entfernt und ist heute verschollen. Anlässlich des 150. Heine-Geburtstages 1947 stifteten die „Düsseldorfer Jonges“ wiederum eine Gedenktafel – diesmal über der Schaufensterfront des Vorderhauses. Leider hing die Tafel etwas zu hoch, um auf der verkehrsreichen Straße von den Heine-Verehrern gefunden zu werden, die den Geburtsort ihres Lieblingsdichters nicht unbedingt in einer Bäckerei vermuteten.


3. Aus „Hühner-Hugo“ wird die Heinrich-Heine-Stube
Doch im Heine-Jahr 1972 formierte sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine private Initiative, die es weit besser verstand, die auswärtigen Heine-Freunde der Stadt anzulocken. Die bekannte Hähnchenbraterei mit Namen „Hühner-Hugo“ wurde zu einer urigen Kneipe mit Fachwerkfassade ausgebaut und durch die Unterstützung der Heinrich-Heine-Gesellschaft mit Heine-Andenken ausgerüstet. „Heinrich-Heine-Stube“ und „Loreley-Stube“ luden bis 1985 zum Biertrinken, Essen und Verweilen ein. Die Touristen waren glücklich und glaubten nun, Heines Wiege habe auf der Bolkerstraße 48 gestanden.
Noch heute prangt unter dem Dach und an der Vorderfront des Hauses der Hinweis auf Heinrich Heine. Von 1996 bis 2000 saß auf der ersten Etage sogar eine Heine-Figur, die das Langenfelder Architekturbüro Pfarr ausführte. Sie zog anschließend ins Heinrich-Heine-Institut um und ziert den dortigen Hinterhof.
Nach jahrzehntelangem Pächterwechsel und Leerstand kann man heute auf der Bolkerstraße 48 wieder gegrillte Hähnchen essen. KFC ist eingezogen. Ironie des „Chicksals“?

4. Was würde Heine dazu sagen?
„Der Eine liebt gebratene Hühner, der Andere gebratene Enten; was mich betrifft, ich liebe gebratene Hühner und gebratene Enten und noch außerdem gebratene Gänse.“
Heinrich Heine 1834
Fortsetzung folgt. Hier lesen.
Und Sie?
Was sind Ihre Erinnerungen an die Heine-Stätten auf der Bolkerstraße? Schreiben Sie es mir im Kommentar!